Reihe: Der ptv Sachsen stellt sich vor

Heute werfen wir einen Blick nach Meißen und Riesa. Die Belastungs- und Arbeitserprobung (BuA) aus dem Landkreis stellt sich vor.

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Heute werfen wir einen Blick nach Meißen und Riesa. Die Belastungs- und Arbeitserprobung (BuA) aus dem Landkreis stellt sich vor.

Was sind die Aufgaben in eurem Bereich?
In unserer Belastungs- und Arbeitserprobung arbeiten wir mit Menschen zusammen, die – meist aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Einschränkungen – in die Langzeitarbeitslosigkeit gefallen sind. Primäres bzw. langfristiges Ziel unserer Maßnahme ist die Teilhabe am Arbeitsleben auf dem ersten bzw. zweiten Arbeitsmarkt. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, werden zuvorderst Voraussetzungen geschaffen:

die Bewältigung der Anforderungen des täglichen Arbeitslebens und deren Aufgaben wie pünktliches Erscheinen, Meldung bei Abwesenheit und verantwortungsbewusstes Handeln,
die Schaffung einer eigenen Motivation zum Arbeiten,
die Beseitigung von Vermittlungshemmnissen durch das Bewusstwerden, Verstehen und Bearbeiten individueller psychosozialer Problemlagen,
das Erkennen und Stärken verbliebener Ressourcen, Fähigkeiten und Fertigkeiten,
die Erhöhung der Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden, um den Anforderungen des Arbeitslebens gerecht zu werden,
die Entwicklung von Konflikt- und Problemlösestrategien für das soziale und berufliche Umfeld,
die gesundheitliche Rehabilitation z.B. durch Vermittlung an Fachärzte,
die Stabilisierung und Erhöhung der psychischen Gesundheit durch eine beginnende oder begleitende Therapie,
suchtspezifische Therapie oder die Anbindung an eine Suchtberatungsstelle sowie
aufzeigen/erarbeiten von Alternativen zu einer vollzeitigen Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Finanziert wird die Maßnahme vom Jobcenter.

Welche Werte lebt ihr dabei?
Unsere Arbeit ist von drei Vorsätzen geprägt:

Ganzheitliche Betreuung – Das Zusammenwirken aller Beteiligter – Anleitende, psychologische Fachkräfte, Ansprechpersonen der Praktikumsbetriebe und Fallmanager*in – ist die Grundlage eines erfolgreichen Absolvierens der Maßnahme. Nur auf Basis dieser Teamarbeit kann eine effiziente und positive Hilfe für die Teilnehmenden ermöglicht werden. Die Teamarbeit ist besonders wichtig im Hinblick auf das Erstellen und Umsetzen des Förderplanes gemeinsam mit dem/der Teilnehmenden.

Individualität – Beim praktischen Arbeiten wird in besonderem Maße am jeweiligen Entwicklungsstand unserer Teilnehmenden angeknüpft, der im individuellen Förderplan beschrieben wird. Die darin dargestellten Entwicklungsvoraussetzungen bestimmen die Lern- und Arbeitsschritte und nicht in erster Linie feste, starre Programme. Unsere Teilnehmenden beziehen das Arbeiten nicht nur auf intellektuelle, sondern auch auf die emotionale Ebene. Deshalb integrieren wir ihre Erwartungen, Ängste und Vorurteile in den Arbeitsprozess. Wir sehen uns daher als Bezugspersonen und nicht ausschließlich als Wissensvermittler*innen.

Flexibilität und Durchlässigkeit – Die Flexibilität unserer Maßnahme ist in doppeltem Sinne gewährleistet, da wir jederzeit offen für „Quereinsteiger*innen/ Wiedereinsteiger*innen“ bzw. Abbrecher*innen anderer Maßnahmen sind, aber auch unseren Teilnehmenden ermöglichen, bei Unter- oder Überforderung in andere Arbeits- oder Arbeitsfördermaßnahmen zu wechseln.

Was ist euer Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen vergleichbaren Einrichtungen/ Angeboten?
Unsere Räume und Gegebenheiten lassen es zu, dass für die Teilnehmer*innen ein Einsatz in weitgefächerten Arbeitsbereichen unter arbeitsmarktnahen Bedingungen möglich ist. Dabei geht es um Garten- und Landschaftsbau, Holzbearbeitung und Farbgestaltung, Ernährung und Hauswirtschaft, Kreativbereich, Reparatur & Instandsetzung und Keramikgestaltung.

Bei all diesen Aufgaben werden unsere Teilnehmenden von unserem Team intern psychologisch betreut.

Praktikanten unterstützen regelmäßig unsere festangestellten Mitarbeiter*innen.

Was war der Anlass für die Gründung des Bereichs und wie hat sich der Bereich seitdem entwickelt?
Im Rahmen der Entwicklung des Projektes „Rittergut Tanneberg – Integratives Leben und Arbeiten auf dem Gutshof“ entstand die BuA in Meißen, vorher „Tanneberg“. Das genannte Projekt hat sich leider nicht durchgesetzt. Dafür konnten wir die BuA-Maßnahme in Meißen etablieren und ausbauen. Anfänglich lag die Maßnahmenkapazität bei 12 Teilnehmenden. Sie ist mittlerweile auf 25 gestiegen. Seit 2013 wird seitens des Jobcenters eine zusätzliche Psychologenstelle finanziert, sodass wir unser Team dahingehend erweitern konnten – eine wertvolle Ergänzung! Um im Landkreis Meißen weitere Plätze zu schaffen, wurde die BuA Riesa im August 2017 mit zwölf weiteren Plätzen eröffnet.

Wandmalerei eines Teilnehmers des Rittergutes Tanneberg

Gab es Umzüge oder andere Veränderungen?
Der Standort Tanneberg wurde aufgrund nicht optimaler Voraussetzungen 2012 aufgegeben und es erfolgte ein Umzug nach Meißen auf die Bohnitzscher Straße 14, was auch eine deutlich bessere Anbindung für Teilnehmende bedeutete. 2017 fand ein weiterer Umzug ins Nebengebäude statt. Eine räumliche Vergrößerung war nötig, um der gestiegenen Teilnehmerzahl gerecht zu werden. Vor zwei Jahren konnten wir dann nochmals zusätzliche Räume anmieten, die heute als Kreativraum genutzt werden.

Was waren die Höhepunkte/ Meilensteine in den vergangenen Jahren?
Jedes Jahr im Sommer feiern wir – zusammen mit der Ergotherapie, die sich auf demselben Gelände befindet – ein Fest in der Außenanlage. Dabei ist es schon zu einer Tradition geworden, dass ein Baum gepflanzt wird. Im letzten Jahr konnten wir bei der Gelegenheit unser Barfußpfad-Projekt vorstellen. Dieses Jahr wurde das mittlerweile 15-jährige Jubiläum der BuA Meißen gefeiert.

Was sind eure Visionen/ Ziele für die nächste Zeit?
Visionen: Unbegrenzte Laufzeiten der Maßnahmen, ohne dass die Mitarbeitenden jährlich oder halbjährlich um ihren Arbeitsplatz bangen müssen und man Notfallpläne für die Teilnehmenden entwickeln muss.
Ziele: Unsere erarbeitete Maßnahmequalität beibehalten (bezogen auf Vermittlungserfolge, Stabilisierung des Klientel, etc.) und weiterhin seitens des Jobcenters eine Verlängerung der Maßnahmezeiträume zu erhalten.

Wie sieht der Blick in die Zukunft aus?
Die Finanzierung der Maßnahme ist leider immer nur mittelfristig gegeben. Aktuell läuft der Bewilligungszeitraum bis 30.06.2025 – darüber hinaus besteht Ungewissheit, wie es weitergeht.

Wie würdet ihr eure Arbeit in einem Satz zusammenfassen?
Den Alltag der Belastungs- und Arbeitserprobung Meißen kann man nicht beschreiben, man muss ihn erleben.

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